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Samstag, 29. Juni 2013

Was bringt's denn überhaupt...? - Predigt am 30.06.2013

Text: Jesaja 40,28-31
Liebe Gemeinde!
Wie bekomme ich möglichst viel raus ohne einen allzu großen Einsatz zu bringen? Oder: wie bekomme ich so viel raus, dass sich mein Einsatz, meine Leistung auch auszahlt? Menschen denken und handeln oft genug nach diesen Fragen. Ich auch. Als Schüler habe ich in der Oberstufe die Fächer als Leistungskurse gewählt, in denen ich wenig lernen musste und doch mit ziemlicher Sicherheit gute Noten kriege. Bei dem einen, Mathe, war das klar, das lag mir einfach, bei dem anderen, Gesellschaftskunde, gab es einen Lehrer, bei dem ich wusste, dass ich gut mit ihm auskam. Die Wahl hat sich gelohnt, mein Abi war gut. Im Examen habe ich meine Hausarbeit in Kirchengeschichte geschrieben, das war das lernintensivste Fach, und so musste ich da keine weitere schriftliche Arbeit abliefern und konnte mich im Lernen auf was anderes konzentrieren, hat sich auch gelohnt. Deshalb kann ich auch meine Schüler verstehen, die bei den Notenbesprechungen der letzten Wochen für ihren Minieinsatz eine möglichst gute Note wollten. Ich habe einen Schüler, der ist von seinen schriftlichen Leistungen richtig gut, der könnte eine eins kriegen. Aber ihm reicht eine zwei oder drei, da kann er sich dann im Unterricht auf die faule Haut legen und er reißt es durch seine Hausaufgaben und Arbeiten trotzdem raus. Menschen handeln und denken sehr, sehr oft wirtschaftlich. Nicht nur Schüler, Studenten oder Kaufleute. Auch bei Spenden kann ich das beobachten. Manche Menschen spenden so, dass sich ihr Ansehen steigert. Sie spenden für das, was gerade „in“ ist und einen guten Ruf bringt. Oder sie fragen sich: Wo bringt meine Spende am meisten Effekt. Die Frage „Was bringt’s?“  gehört sehr, sehr oft zum Menschsein mit dazu. Auch in der Kirche, auch im Glauben.
Da soll’s ja immer wieder mal Konfis geben, die sich ausrechnen, wie hoch ihr Stundenlohn ist, das heißt, sie zählen den Wert der Geschenke, die sie erwarten oder dann bekommen zusammen und teilen ihn durch die Zahl der Konferstunden. Die wissen genau, was Konfer gebracht hat. Soll’s geben – obwohl in diesem Jahr ja alle aus totalem Interesse dabei sind. Und bis heute sind finanzielle Gründe der Hauptgrund dafür, aus der Kirche auszutreten. „Ich will erstmal nicht kirchlich heiraten, ich sterbe so schnell nicht, wozu soll ich für was bezahlen, was ich nicht in Anspruch nehme? Und wenn ich mal sterbe, dann ist es billiger, einen Trauerredner zu bezahlen, als mein Leben für einen Service zu bezahlen, der mir egal ist!“ Das höre ich oft. Menschen denken wirtschaftlich. Auch, wenn’s um den Glauben geht. Und so sehr ich mich über manches ärgere, im Grunde finde ich die Frage berechtigt. Es sind manchmal alte Menschen, die ich besuche, die mit einem Hauch von Verbitterung sagen: „Was hat’s mir eigentlich gebracht, an Gott zu glauben? Die Menschen, die mir mein Leben lang lieb und teuer waren, sind tot. Die Kinder und Enkel weit weg. Ich bin ziemlich allein und noch dazu fällt es fast jeden Tag schwerer, sich zu bewegen – oder gar: die Krankheiten sind nichtmehr zu ertragen!“ Und öfter sind es Jugendliche und junge Erwachsene, die mich fragen: „Was bringt’s mir eigentlich, wenn ich an Gott glaube? Menschen, die nicht an Gott glauben, werden nicht häufiger krank und haben in der Schule keine schlechteren Noten, im Gegenteil, vielleicht verdienen sie später sogar mal mehr Geld, weil sie keine Bedenken haben, sich auch unfair durchzusetzen!“
Es fällt mir manchmal schwer, darauf zu antworten. Wie gesagt, ich finde die Fragen nicht unberechtigt und ich kann sie verstehen. Wirtschaftliches Denken ist Teil unseres Lebens, Teil meines Lebens. Und schon für viele Beter der Psalmen im Alten Testament war es ein Problem, dass es Menschen, die nicht an Gott glauben, äußerlich offensichtlich nicht nur nicht schlechter, manchmal sogar deutlich besser geht als Menschen, die ihr Leben an dem orientieren, was sie als Grund ihres Daseins erfahren haben, an der Liebe Gottes zu den Menschen. Was bringt’s mir, an Gott zu glauben? Diese Frage ist fast so alt wie der Glauben an Gott.
Und die schönste Antwort seit langem hat mir eine Schülerin in der letzten Woche gegeben. Ich kenne sie gar nicht so gut, ich weiß aber, dass sie schon ein paar ziemlich traurige Erfahrungen gemacht hat, die mir bis jetzt, Gott sei Dank, erspart geblieben sind. Diese Schülerin hat, wortwörtlich kann ich es nicht wiedergeben, aber fast wörtlich, gesagt: „Das Vertrauen zu Gott kann unglaublich viel Kraft geben. Und so lange wir leben (und auch danach) ist er immer da. Er geht nicht einfach weg, sondern hilft uns, weiter zu kommen. Wenn wir ihm vertrauen, können wir einen Schritt vor den anderen setzen, und wir haben viel mehr Kraft, denn der Glaube an Gott ist der größte Kraftspender in den dunkelsten Zeiten.“ Und sie

Freitag, 21. Juni 2013

Enttäsuchend? Kein Porno, aber eine Zumutung! - 4. Sonntag n. Trinitatis, 23.06.2013

Liebe Gemeinde!
Die Geschichte hat es in sich! Auf den ersten Blick sieht man ihr das wahrscheinlich nicht an. Da sind vielleicht manche enttäuscht. Enttäuscht, weil gar nicht geschildert wird, wie der Ehebruch so geschah und was passiert ist oder was die Gründe dafür waren. Wir leben in einer pornografischen Welt. Und damit meine ich NICHT, dass es zu viele nackte Geschlechtsteile zu sehen gäbe oder Filme, in denen Sex die Hauptrolle spielen würde. Pornografie ist ein bisschen was anderes. Pornografie ist die Geschäftemacherei mit dem Intimen, die öffentliche Zurschaustellung  und Instrumentalisierung von dem, was eigentlich ganz persönlich ist. Der Körper. Die Liebe. Mit all ihren Facetten. Aber auch die seelische Verfassung, die Not des Menschen. Pornografie ist die Geschäftemacherei, die Bloßstellung, die den Menschen nicht Mensch, Subjekt, sein lässt, sondern zu einem Objekt macht, mit dem Geschäfte gemacht werden können, das in seiner Privatheit und Menschlichkeit zur Schau gestellt wird. Zu beobachten nicht nur in zweifelhaften Internetvideos oder einschlägigen Kinos, sondern auch im Fernsehen auf fast allen Kanälen. Nicht die Nacktheit macht den Porno, sondern die Ausbeutung und Zurschaustellung der Not oder Hilflosigkeit des Menschen. Wir leben in einer Gesellschaft, in einer Zeit, in der das alltäglich ist – und die Geschichte bedient diese Art pornografischer Sehnsucht NICHT. Für manche vielleicht enttäuschend. Enttäuschend aber vielleicht auch, weil nichts davon erzählt wird, was mit der Frau passiert, als sie nach Hause kommt. Oder enttäuschend, weil Jesus seine Gegner nicht fertig macht. Oder enttäuschend, weil der Satz „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“ mittlerweile oft zu einer beliebigen Allerweltsentschuldigung für alles verkommen ist: „Ich tu dir nicht weh und du tust mir auch nicht weh, irgendwie hat doch jeder Dreck am Stecken.“
Aber obwohl so viel Enttäuschendes in der Geschichte liegt, hat sie es in sich, vielleicht auch erst auf den zweiten Blick. In den ältesten Fassungen des Johannesevangeliums ist die Geschichte nicht zu finden, obwohl ziemlich sicher fest steht, dass sie schon erzählt wurde, bevor die Geschichten von Jesus aufgeschrieben wurden. Manche Bischöfe und Gemeindeälteste fanden es anscheinend unerträglich, dass die Frau davonkommt, dass Jesus ihr noch nicht einmal eine Strafpredigt hält. Das kann nicht sein, das untergräbt die Moral! Wo kommen wir denn hin! So werden viele, die am Anfang mitentschieden haben, welche Geschichten in die Bibel kommen und welche nicht, gedacht haben. Die Geschichte hat es in sich, weil sie keine moralische Geschichte mit erhobenem Zeigefinger ist und ganz einfach anzuwenden wäre. Sie stellt Ansprüche ans Mitdenken.
Und sie hat es in sich, weil sie zeigt, wie Männer Frauen missbrauchen. Die Geschichte ist nicht nur, aber auch eine Missbrauchsgeschichte. Natürlich schlagen oder vergewaltigen die Schriftgelehrten und Pharisäer die Frau nicht. Aber sie machen sie zum Objekt. Genau das meine ich mit der pornografischen Gesellschaft, in der wir leben. Da werden Probleme oder Freuden, da wird Liebe,

Freitag, 14. Juni 2013

Respekt! - 3. Sonntagnach Trinitatis, 16.06.2013

Text: Lukas 19,1-10
Liebe Gemeinde!
Zachäus heißt heute Zack. Und jeder hat Angst vor ihm. Aber die Leute, die ihm begegnen, wollen das nicht Angst nennen. Und Zack sagt es auch nicht. Respekt sagt er. Und das sagen die Leute auch. Wobei sie eigentlich nur Respekt sagen, aber Angst meinen. Respekt ist halt cooler. Zack ist klein. Aber er ist ein harter Hund. Er hat Kontakte nach ganz oben. Mit denen da oben, da will keiner gern zusammenarbeiten. Die haben Macht, einen einzusperren. Die haben Macht, einem das Leben schwer zu machen. Zack hatte keine Angst, sich mit denen da oben einzulassen. Jetzt kann er es sich leisten, durch die Gegend zu laufen und Respektschellen zu verteilen. Früher hießen die mal Nackenklatscher, aber Respektschellen sind cooler. Pervers ist es allemal. Da nimmt sich einer raus, andere zu schlagen. Einfach mal so auf den Hinterkopf, in den Nacken, egal. Und Zack grinst dazu. „Ist doch nur Spaß“, seine Worte. Ob’s für den, der geschlagen wird, auch nur Spaß ist? Aber wehe, der wehrt sich! Dann wird Zack ihm zeigen, was Respekt heißt. Und Zack läuft durch die Gegend, kassiert Geld von den Bistro- und Cafébesitzern, damit da nichts passiert. Zachäus heißt heute Zack und ist der, der von allen Respekt kriegt, wie sie es nennen, weil jeder Angst hat.
Oder heißt Zachäus heute Zachi? Eigentlich ein armes Würstchen. Klein, unauffällig, ohne Freunde. Zachi hat gute Kontakte nach oben und die decken seine Betrügereien. Deshalb fährt er auch den 7-er BMW und hat den dicken Flatscreen zu Hause. Aber heimlich machen sich alle über Zachi lustig. Keiner will was mit ihm zu tun haben. Einmal weil er echt klein ist und das manchmal schon fast lächerlich aussieht. Und dann auch, weil er sich mit denen Keiner sagt was laut, weil alle Angst haben, dass Zachi seine Beziehungen nach oben ausnutzt. Aber eigentlich ist Zachi das ärmste Würstchen im Viertel, einer, der ganz ohne Respekt dasteht, einer, der ganz allein ist.
Egal, ob Zachäus damals, als er Jesus begegnet ist, eher der Zack- oder der Zachi-Typ war, ein Wort aus beiden Möglichkeiten der Geschichte ist für mich ein Schlüssel zu dieser Geschichte aus der Bibel, zu dem, was Jesus hier macht, sagt, vorlebt. Und dieses Wort ist Respekt.
Viel zu oft wird im Alltag Respekt mit Angst verwechselt. Oder mit Unterwürfigkeit. Echter Respekt hat aber nichts damit zu tun, dass ich mich jemandem unterordne oder dass ich erwarte, dass andere sich mir unterordnen. Ob aus Angst oder aus anderen Gründen. Respekt heißt zuallererst: ich sehe im anderen den Menschen. Ich sehe im anderen den Menschen, der anders sein darf als ich, der es wert ist, fair und anständig behandelt zu werden. Weil er Mensch ist. Ich kann respektieren, dass er andere Gewohnheiten oder Gefühle hat und verletze ihn deshalb nicht, sondern ich will ihm zeigen, dass er das Recht hat, Mensch zu sein. Und für mich ist das genau das, was Jesus dem Zachäus aus der Bibel gibt, egal, ob der ein Zack- oder ein Zachi-Typ war. Und dieser Respekt, dieser echte Respekt ohne Angst, den Zachäus bekommt, der führt dazu, dass er sich ändert. Machen wir uns mal klar, was für Typen

Freitag, 7. Juni 2013

Baby bitte mach dir nie mehr Sorgen um Geld - 2. Sonntag nach Trinitatis, Reihe V, 09.06.2013

Text: Jesaja 55,1-5 (wird während der Predigt aus der Übersetzung "Die Bibel in gerechter Sprache" gelesen)
Zu Beginn der Predigt gibt es Ausschnitte aus "Einmal um die Welt" von Cro zu hören

Liebe Gemeinde!
„Baby, bitte mach dir nie mehr Sorgen um Geld“ – Einmal um die ganze Welt als eine Rieseneinkaufstour mit einem Wandsafe, aus dem das Geld einfach so sprudelt. Purer Luxus im Überfluss. Das ist nicht gerade das, wozu Gott die Menschen eingeladen hat, zu einem grenzenlosen Luxusleben. Aber ich habe mir das Lied für diesen Gottesdienst nicht ausgesucht, um zu sagen: „Schaut mal da, die böse Welt, in der lauter falsche Werte vorgelebt werden! Wie gut, dass wir in der Kirche besser sind!“ Ich glaube nicht, dass man das so allgemein sagen kann. Ich habe das Lied aus zwei Gründen ausgesucht. Erstens hat es für mich, den Text mal gar nicht berücksichtigt, einen hohen Gute-Laune-Faktor. Ich höre morgens gern Radio und mir fällt das Wachwerden mit so einem Lied leichter. Und ich denke, dass man gar nicht genug Gute-Laune-Sachen im Gottesdienst haben kann. Glauben und Gottesdienst ist für mich nichts, was einem das Leben schwer macht, sondern einem das Aufstehen in jeder Hinsicht erleichtert und einem hoffentlich ein rundherum ein gutes Gefühl gibt. Und für mich drückt sich das auch in dem Predigttext aus, der für heute vorgesehen ist. Doch dazu gleich mehr. Zuerst noch der zweite Grund: Das Lied hält mir und vielen andere den Spiegel vor, wie wir mit Geld umgehen. „Mach dir nie mehr Sorgen um Geld“ – welche Rolle spielt Geld eigentlich? Im Moment dreht sich jede zweite Diskussion auch in der Kirche darum, dass das Geld immer knapper wird und hinten und vorne nicht reicht. Außerdem müssen sich nicht nur hier auf dem Richtsberg viele Menschen Sorgen ums Geld machen. Spätestens dann, wenn die Strom- oder Heizungsabrechnung kommt und ein saftiger Nachschlag wieder mal fällig wird. Diejenigen, die wenig haben, sorgen sich darum, wo das Nötigste herkommt. Diejenigen, die viel Geld haben, sorgen sich darum, wie sie noch mehr davon kriegen können. Und diejenigen, die irgendwo so in der Mitte sind, reden nicht gern darüber, wie viel sie verdienen oder auf dem Konto haben. Geld wird zu etwas ganz Besonderem gemacht. Oder ist es vielleicht auch in unserer Art zu leben. „Baby, bitte mach dir nie mehr Sorgen um Geld“ – wenn man nur diese eine Zeile nimmt und mal den Rest von dem Text streicht und die Gute-Laune-Melodie übrigbehält, könnte das Lied für mich die Vertonung unseres heutigen Predigttextes aus der Bibel sein. Er steht beim Propheten Jesaja im 55. Kapitel:
Lesen: Jes 55,1-5 (Bibel in gerechter Sprache)
„Mach dir nie mehr Sorgen um Geld“ – denn dein sauer verdientes Geld brauchst du nicht für unnützes Zeug, das dir im Leben nicht weiter hilft, auszugeben. Du kriegst das, was du wirklich brauchst – Wasser und Brot sind Symbole dafür – völlig umsonst. Kauf ohne Geld. Und du kriegst nicht nur die Billigversion, das absolut Nötigste, sondern du kriegst den echten Überfluss an dem, was du für dein Leben wirklich brauchst – und auch hier sind Wein und Milch und Nahrhaftes, wörtlich steht da „fette Speisen“, auch wieder Symbole. Ohne Geld nicht im 1-Euro-Shop des Lebens, sondern im absoluten Lebens-Luxus-Kaufhaus einkaufen. Noch dazu  sich den Luxus nicht unrechtmäßig sich aneignen, also klauen, sondern hoch offiziell vom Chef persönlich geschenkt zu bekommen. Ein Traum, von dem der Prophet hier erzählt. Ein Traum – und zu schön, um wahr zu sein? Wenn man von teuren Schuhen, von Luxusurlaub oder Champagner bis zum Abwinken und